Im Kölner Camp auf Sardinien ist einiges im Wandel. Neben Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein – zwei Themen, die im Kölner Camp sehr intensiv betrachtet werden – geht es in den nächsten Jahren vermehrt auch um das Thema Inklusion, speziell um den Bereich Behinderung. Wie wird unser Camp barrierefreier? Geht das überhaupt auf einem Campingplatz? Und wie schafft man es als Gruppe dem Thema offen gegenüberzustehen? Mit diesen und noch mehr Fragen beschäftigte sich dieses Jahr eine kleine Gruppe von jungen Erwachsenen im Kölner Camp. Jeder Jugendliche ist sehr willkommen! Vor Ort wird jedes Jahr alles getan, den Platz für alle noch barrierefreier und unkomplizierter zu gestalten.
Inklusion
Wir können auch inklusiv
Eine Toilette für Menschen mit Behinderung sowie gepflasterte Wege, umgebaute Zelte usw. sorgen für Barrierefreiheit. Seit 2014 bieten wir unser Camp für alle an und genau das ist unser Ziel. Jede/r Jugendliche soll sich willkommen fühlen und an allem teilnehmen und alles nutzen können. Menschen mit Behinderung sollen sich als Teil der Gruppe fühlen mit allen Rechten und Pflichten. So eine inklusive Freizeiten stellt die Gruppenleitungen natürlich vor besondere Herausforderungen. Wir beraten und unterstützen diese bei der Planung und können so mögliche Bedenken oder Ängste nehmen. Sprecht uns einfach an. Zwei zusätzliche Kräfte waren im Jahr 2014 nur dafür zuständig den Teilnehmern/innen die Themen Inklusion und Behinderung näher zu bringen. Mit ausleihbaren Rollstühlen, einer Selbsterfahrungsrallye und einem Blindwalk wurden die Camper/innen aus Köln und Umgebung spielerisch an die Materie heran geführt.
Under Construction
Durch das Projekt „Under Construction“ wurden sie dazu angehalten inklusive Aktionen in der Jugendarbeit auszuprobieren und Erfahrungen sowie Feedback zu sammeln. Die G5, also der Landesjugendring, die AGOT (Arbeitsgemeinschaft „Offene Türen“), das Paritätische Jugendwerk, die Landesarbeitsgemeinschaft Jugendsozialarbeit und die Landesvereinigung Kulturelle Jugendarbeit – allesamt Träger der Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit in NRW – führten dieses Projekt gemeinsam mit vielen ehrenamtlichen Helfern durch.
Jetzt wird’s konkret
Für Noël Braun, Fabian Daniels, Christina Radermacher und Pascal Windisch waren die Begriffe Inklusion und Kölner Camp diesen Sommer nicht mehr zu trennen. In unzähligen Treffen entwickelten sie ein Programm, dass Inklusion auf Sardinien verwirklichen sollte. Heraus kam eine Selbsterfahrungsrallye, die die Teilnehmer/innen an verschiedenen Stationen aus der Reserve locken und ihnen vor allem aufzeigen sollte, wo die Grenzen für Menschen mit Behinderungen im Camp liegen. Zum Beispiel musste man blind in einem Zelt Gegenstände ausfindig machen oder einen Rollstuhl-Parcours überwinden. Neben körperlichen Herausforderungen gab es aber auch mentale Hürden zu nehmen. So sollten die Teilnehmer/innen unter dem Motto „Matheaufgaben schwer gemacht“ leichte Rechenaufgaben lösen, während sie mit sehr lauter Musik beschallt wurden. Bei Gruppenaufgaben, wie dem Spinnennetz, bei dem es die Gruppe schaffen muss alle Mitglieder/innen auf die andere Seite eines mit Seilen gespannten Netzes zu bekommen, ohne eine Lücke zwei Mal zu benutzen, lernten die Teilnehmer/innen, unter denen drei mit Behinderungen waren, miteinander zu agieren und Schwierigkeiten gemeinsam zu überwinden. Bei der Rallye sammelten jedoch nicht nur die Mitspieler/innen wertvolle Erfahrungen. Durch das viele konstruktive Feedback bekamen auch die Veranstalter/innen viele nützlich Optimierungshinweise. Beispielsweise fehlen an vielen Stellen Rampen und Matten, um etwa für Rollstuhlfahrer Übergänge zu erleichtern.
Als Oma durchs Kölner Camp
Über die Rallye hinaus, verliehen die Organisatoren aber auch die eigens für das Projekt angeschafften Rollstühle, Binden oder Klauen- und Tellerhandschuhe. Durch diese Utensilien konnten die Teilnehmer/innen zum Beispiel erschwerte Beweglichkeit im Alter oder körperliche Fehlbildungen simulieren und erfahren. Beim Blindwalk sollten sich alle Teilnehmer/innen die Augen verbinden und Kopfhörer aufsetzen. Diese waren mit einem Headset verbunden. Dann stellten sich die Teilnehmer/innen hintereinander auf. Der/Die Vorderste in der Reihe hatte keine Augenbinde und führte den Rest der Gruppe über das Gelände. Einzige Hilfen waren die Ansagen des Führenden durch ein Headset und die Bewegungen der jeweiligen Vorderfrau bzw. des Vordermannes.
Inklusion geht nur gemeinsam
Darüber hinaus waren Pascal und Fabian aber auch Ansprechpartner für sämtliche Fragen rund um die Themen Inklusion und Behinderung. Hier zeigte sich ganz besonders, dass bei aller Barrierefreiheit das Interesse und die Mitarbeit aller das Wichtigste ist.